Eintrittsinterview mit dem künftigen Kommandanten Matthias Hitz

Matthias, du übernimmst am 01.01.2025 die Funktion als Bataillonskommandant der RZSO Olten.
Wer bist du? Was ist dein Werdegang?

Ich bin gelernter Bauzeichner, habe im Anschluss ein Bauingenieur-Studium abgeschlossen und arbeite seither in diesem Bereich.

Du bist schon lange im Zivilschutz aktiv. Erzähl von dir selbst als Zivilschützer. Gibt es eine Situation oder ein Erlebnis, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist? Vielleicht eine prägende oder eine lustige Geschichte, die du uns erzählen möchtest?
Ich hatte vor zwei Jahren ein prägendes Erlebnis, als wir den WK “Schlucht” der Tiefenrettung geplant und durchgeführt haben. Das Spezielle daran war, dass der WK wie ein Einsatz geplant wurde. Dabei habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass die Kurse zur Führung im Zivilschutz sowie die dabei vermittelten Führungsinstrumente nicht nur sinnvoll sind, sondern im Einsatz auch funktionieren. Diese Erkenntnis war für mich nicht nur bereichernd, sondern hat auch sehr zur Sinnvermittlung beigetragen. Wir haben im Einsatz also nicht nur die Soldaten und Gruppenführer, sondern auch Zugführer und Kompaniekommandanten beübt. Dabei haben wir die drei Produkte der Führung erarbeitet, sowohl KP (Kommandoposten) Front wie auch KP Rück aufgestellt, et Cetera. Es war ziemlich cool nach zahlreichen Wiederholungskursen, bei welchen es vor allem um Ausbildung gegangen ist, auch mal die Früchte dieser Arbeit “in echt” zu geniessen und selbst beübt zu werden.

Was motiviert dich, die Position des Kommandanten im Zivilschutz Olten zu übernehmen?
Da gab es mehrere Punkte. Zum einen habe ich nach 16 Jahren im Job eine neue Herausforderung ausserhalb des Ingenieurbüros und der Bau- und Planungsbranche gesucht. Die üblichen und wiederkehrenden Problemstellungen waren selten fachbezogen und haben mich motiviert, eine neue Herausforderung zu suchen. Nach meiner langen Pfadikarriere vom Leiter zum Abteilungsleiter und am Schluss noch in der Kantonsleitung, habe ich mir schon immer gewünscht, eine Führungsrolle in einer ähnlich gelagerten Organisation einzunehmen. Der Zivilschutz ist aus Führungssicht nicht sehr anders und mit den Erfahrungen, die ich darin sammeln durfte, erkannte ich die Chance, mich sinnvoll einbringen zu können.

Welche persönlichen Ziele möchtest du in deiner neuen Rolle erreichen?
Mein Hauptanliegen ist die Digitalisierung. Dort müssen möglichst rasch die “Low Hanging Fruits” gepflückt werden, um unsere Zusammenarbeit zu vereinfachen und verbessern. Alles andere lasse ich auf mich zukommen. Ich muss mein neues Aufgabenfeld zuerst noch richtig kennenlernen, baue aber dank Joels Vorleistungen auf einer soliden Basis auf. Ich möchte sicherstellen, dass ich an den richtigen Baustellen arbeite, und nicht im Zuge von Aktionismus “verschlimmbessere”.

Wie würdest du deinen Führungsstil beschreiben? Was ist dir in der Zusammenarbeit mit deinem Team besonders wichtig?
Mir ist es wichtig, dass man gut zusammenarbeiten kann. Dazu gehört auch, dass unterschiedliche Meinungen respektiert und gemeinsame Nenner gefunden werden. Das Kader im Zivilschutz funktioniert sehr kollegial, und darauf möchte ich aufbauen. Ich möchte die richtige Person zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle einsetzen. Dafür muss entweder das Individuum selbst bereits wissen, was deren Stärke ist, oder ich betrachte es als meine Aufgabe, dies herauszufinden.

Wie gehst du mit schwierigen Entscheidungen um, beispielsweise mit stressigen Einsatzsituationen?
Bestenfalls haben wir uns einwandfrei vorbereitet und können nur noch nach Plan agieren. Im schlimmsten Fall sind wir nicht vorbereitet und müssen die Krise Ad-Hoc bewältigen. Dabei bewahre ich einen kühlen Kopf und nutze die Kompetenzen der zur Verfügung stehenden Ressourcen.

Wie geht es dir ganz persönlich damit, dass du vom Profi mit 16 Jahren Erfahrung zum Newbie wirst, wo dein Stellvertreter und deine Zivilschutzstellenleiterin plötzlich mehr Erfahrung haben als du?
Um ehrlich zu sein, habe ich einen gesunden Respekt vor dieser Veränderung. Aber die dominierende Emotion ist klar die Neugierde und die Freude, so viel neues Lernen zu können. Es gehört natürlich trotzdem ein wenig Mut dazu. Dieser Schritt und die Konsequenzen sind auch für mich als Mensch bereichernd. Ich bin häufig umgezogen, es gab mit dem Nachwuchs auch anderweitige Veränderungen – und ich bin an allen Veränderungen gewachsen und sie hielten und halten mich jung. Ausserdem stimmt es mich sehr zuversichtlich, dass ich ein tolles Kader führen werde und mir von allen Seiten Unterstützung angeboten worden ist.

Welche Ziele hast du für den Zivilschutz Olten, die du in den nächsten ein bis zwei Jahren umsetzen möchtest?
Einerseits ist sicher das Vorhabend der Digitalisierung essenziell. Andererseits müssen wir uns Gedanken machen, wie wir die Nachfolgeplanung des Kaders angehen, um unsere Einsatzbereitschaft sicherstellen zu können. Ausserdem kämpfen wir nach wie vor mit einem massiven personellen Unterbestand. Hier müssen wir Lösungen oder zumindest mindernde Massnahmen erarbeiten. Revolutionen oder Evolutionen stehen, abgesehen von der Digitalisierungen, noch nicht auf dem Plan. Es wäre vermutlich auch überzogen, jetzt schon derlei Pläne zu haben, denn ich wechsle aus einem artenfremden Gebiet in den Kommandantenposten. Nebst den Aufgaben, welche ich zum Grossteil “on the job” kennenlernen werden, ändern sich auch alle Strukturen. Plötzlich spielt beispielsweise die Politik eine Rolle. Daher möchte ich mich zuerst damit vertraut machen, was das genau heisst und was die Auswirkungen auf meine Arbeit sein werden.

Gibt es noch etwas, das du hinzufügen möchtest?
Kurz und bündig – Ich freue mich ungemein auf die Zusammenarbeit mit euch allen und hoffe, dass wir die Motivation, die ich im RZSO Olten erleben durfte, aufrechterhalten können.
Packen wir es gemeinsam an!

Vielen Dank für deine Zeit und deine ausführlichen Antworten. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und deine neuen Impulse für den Zivilschutz Olten.

Porträt von Matthias Hitz